So müde und hellwach
*vorgestellt von Eva Knezicek*
Gleich fünf Bücher der Autorin und Illustratorin Susanne Straßer möchte ich hiermit vorstellen. Fünf zugleich, weil wir ja eigentlich nie genug von lustigen Pappbilderbüchern haben können und weil sich diese fünf so gut ergänzen, unterschiedliche Felder tangieren.
„So müde und hellwach“, „So leicht so schwer“, „Suppe ist fertig!“, „So weit oben“ und „Kann ich bitte in die Mitte“ sind geeignet für die junge ZuhörerInnen ab etwa einem Jahr.
Essen
schlafen
und das Dilemma zu klein
und zu leicht zu sein, deckt schon mal einen großen Prozentsatz kleinkindlicher „Problemfelder“ ab.
Gemeinsam ist diesen, ansprechend illustrierten Büchern, dass die unterschiedlichsten Tiere verschiedene Beiträge leisten, auf Fragestellungen hinweisen, nacheinander, jedes Tier auf die ihm eigene Art und Weise. Immer Teil der Geschichte ist ein Kind, manchmal tritt es erst im letzten Drittel des Buches auf. Es trägt immer zu einer überraschenden Wende im Ablauf bei und manchmal, wie in „Suppe ist fertig“ ist es von Anfang an HauptdarstellerIn. Schön und alltagstauglich ist die geschlechtsneutrale Darstellung des Kindes. Es bewirkt etwas, kann Veränderungen hervorrufen, ist Akteur. Laut trötend tritt es – in „So leicht so schwer“ – auf und führt Gewichtiges an der Leine,
es vermag einen ganzen Haufen Getier mit ganz eigener Taktik verjagen in „So müde und hellwach“, es kann teilen und hat Freunde. In „So weit oben“ wird das, was zu weit oben ist – unerreichbar geblieben ist trotz gemeinschaftlicher Arbeit der Tiere – gastfreundschaftlich überreicht…aber nur, wenn sich alle, einer nach dem anderen anstellen!
Dieses Kind kann eine rastlose Menge liebesbedürftiger Tiere aufnehmen. Es gibt ein Wechselspiel von Statik und Bewegung in den Büchern von Susanne Straßer. In „So leicht so schwer“ unterstreicht der Elefant als festes Element im Bild die Bewegung der ankommenden Tiere, wie auch in „So müde und hellwach“ die ruhige Darstellung der Figuren im Bett von der bewegten rechten Buchseite konterkariert wird. In „Suppe ist fertig!“ bleibt die rechte Buchseite, der gedeckte Mittagstisch, ruhiger, das Tun des Koches steht im Vordergrund. Immer wieder wird diese durch die Regelmäßigkeit aufgebaute Spannung unterbrochen, dies lässt die jungen Zuhörer dann meist mitgrölen…“Bähhh“…“Iiiiieehh“ und garantiert Spaß am Lesen! Na endlich kommt es zu einer lustigen Wende, darf gelacht und geblödelt werden…denn das darf bei wirklich guter Kinderliteratur keinesfalls fehlen!
Susanne Straßer schafft es ihre ansprechenden Bilder mit Hilfe von Monographie zu gestalten. Die besonders unabgegrenzten Konturen werden mittels einer speziellen Drucktechnik, der Monotypie, erreicht. Eine Glasplatte wird dabei mit Linolfarbe eingewalzt, ein Blatt Papier daraufgelegt und anschließend auf der Rückseite gezeichnet. Die Konturen werden dadurch ungleichmäßig, krisselig und wirken ganz besonders. Nach dem einscannen des Bildes wird es mit Texturen hinterlegt und coloriert.
Es sind einfache, sehr klare Bilder, mit oft recht witzigen Details, und oft rufen genau diese „Kleinigkeiten“ Änderungen hervor. Das kindliche Auge orientiert sich sehr oft an „Nebensächlichkeiten“, was dem erwachsenen VorleserInnen schon mal entgehen kann.
Lustige Stunden des gemütlichen Vorlesens, Zuhörens und Zuschauens sind garantiert!
Peter Hammer
2017
24
Susanne Straßer