Buchkinder

*vorgestellt von Patricia Floch*

Die Bücher der „Buchkinder“, die ich im Rahmen der Ausstellung „Kinderbücher sind Kunstwerke!“ im designForum Wien erstmalig entdeckte, zogen meine ganze Aufmerksamkeit auf sich.
Die Werke der Kinder, die zu sehen waren, bestachen durch ihre wunderschöne Aufmachung, die Bilder und Farben, durch Ideenreichtum und Humor und man konnte bei jedem einzelnen spüren, wie viel Liebe zur Sache drinnen steckt.

Doch wer sind die „Buchkinder“?

Es handelt sich dabei um einen Verein in Leipzig, der es sich zur Aufgabe gemacht hat,

„Kinder und Jugendliche auf dem Weg zum eigenen Ausdruck, zur eigenen Geschichte, zum eigenen Buch zu begleiten.“

 

Ihr oberster Leitsatz ist dabei das Ernstnehmen der Kinder und dies sowohl in ihrer Persönlichkeit, als auch in ihren Ideen und Bildern.

(c) Regentaucher, Buchkinder Leipzig e.V.

Die Erwachsenen, die den Kindern begleitend zur Seite stehen, sehen sich als gleichberechtigte PartnerInnen, sie schreiben nichts vor, sie geben Raum und Zeit. Es ist wichtig, dass Erwachsene sich als BeraterInnen und MitentdeckerInnen sehen, die zwar eine eigene Sichtweise auf die Welt haben, aber wissen, dass dies nicht die einzige und einzig wahre ist.

„Es geht im Grunde darum, einen Erfahrungsraum zur Verfügung zu stellen, in dem sich Kinder selbst ausprobieren können und lernen, auf ihre Möglichkeiten zu setzen, ihrem inneren Kompass zu folgen.“

 

   

 

Hier wird ein Raum in unserer Welt geschaffen, wo Kinder ihren inneren Bildern Ausdruck verleihen können. Wir geben Kindern heutzutage sehr viele attraktive Möglichkeiten, Wissen zu erwerben, aber der Platz für ihre eigenen Bilder, ihre eigenen Gedanken und der großen Frage: „Wer bin ich und was macht mich aus?“ wird immer enger.

(c) Regentaucher, Buchkinder Leipzig e.V.

Wichtig ist auch, den Kindern dabei die Möglichkeit zu bieten, eigene Erfahrungen zu machen und aus eigenen Fehlern zu lernen.

Und wie holen die Buchkindererwachsenen neue Kinder in diesen Raum?

„In der Mitte der Werkstatt steht ein großer alter Holztisch mit vielen Utensilien darauf, an dem Kinder und Erwachsene gemeinsam sitzen und werken. Das ist für neu dazu gekommene Kinder so anregend, dass sie dann auch einen Stift in die Hand nehmen möchten.“

     (c) Regentaucher, Buchkinder Leipzig e.V.

Und so entstehen Bilder, Drucke, Geschichten und schließlich fertig gebundene Bücher, welche die Kinder im kleineren oder größeren Rahmen präsentieren, je nach ihrem eigenen Ermessen.

Um abschließend noch einem Missverständnis vorzubeugen: Es geht bei den Buchkindern nicht darum, hier frühzeitig IllustratorInnen, AutorInnen und KünstlerInnen auszubilden.

„Es geht im Vordergrund um Persönlichkeitsentwicklung. Es geht um die Befähigung, sich auszudrücken und darum, sich selbst und seiner Wahrnehmung zu vertrauen.“

Ich finde, es braucht in jedem Ort eine Buchkinderwerkstatt!

Es ist sehr traurig zu lesen, dass es auch diesem Verein – wie vielen anderen sehr engagierten Vereinen – immer wieder an finanziellen Mitteln fehlt. Orte, an denen sich Kinder so frei entfalten und entwickeln können, mögen bitte bald zu einer Selbstverständlichkeit und zu einem von der Öffentlichkeit dringend gewünschten und unterstützten Anliegen werden – auf dass sie nicht um ihre Existenz zittern müssen.

Titelbild: (c) Regentaucher, Buchkinder Leipzig e.V.

Wer – so wie ich – berührt, beseelt und beglückt ist von dieser starken und stärkenden Initiative, kann weiterlesen unter: https://www.buchkinder.de/
Empfehlen kann ich dort sehr die Buchkinderpost, die voll ist von blickwinkelerweiternden Beiträgen, Interviews von Kindern und noch mehr Wissenswerten!

Und jetzt noch meine persönliche Frage: Gibt es so eine Werkstatt auch in Österreich?
Ich möchte mich gerne bewerben!