Wie der König seinen Feind verlor

*vorgestellt von Eva Knezicek*

Dies Bilderbuch beginnt mit Sätzen, die man aus Märchen kennt, und wie so viele Märchen weist es über den Tod hinaus. Es ist eines dieser Bilderbücher, die man immer wieder heranzieht, weil ein kleiner Rest offenbleibt und unverstanden noch mal gelesen werden will!

Im Mittelpunkt steht ein mächtiger König, in seiner Form erdumspannend.
Ein Magier, der Fähigkeit besitzt, die Zukunft vorauszusagen, entzieht sich scheinbar der allumfassenden Macht des Königs.Eifersucht lässt den eitlen Herrscher grausame Pläne schmieden. Seine Ideen und Vorstellungen werden schattentheaterhaft dargestellt, im Konjunktiv erzählt.
Der König stellt seinem Widersacher die Frage nach seinem Todestag, scheinbar den Magier überlistend.
Alles Weitere möchte ich offenhalten, nur hinzeigen auf die Wende der Erzählung, auf die entstehende Nähe des Königs zu seinem großen Feind, dem Magier.
Eine Entwicklung wird dargestellt, das launische Oberhaupt wird zum gebenden Freund.
Dies Buch hat, was gute Kinderbücher so an sich haben: Mehrere Ebenen der Interpretation und Denkstoff für jedes Lebensalter. Es ist eine Geschichte von Freundschaft und Nähe und der Angst vor dem Fremden.
Es beginnt mit dem goldenen Vorsatzpapier – mit der Karte des Königs, und endet mit dem goldenen Nachsatzpapier und der Karte des Magiers.


Wunderschön inszeniert ist der Einfall der Schatten ins Geschehen und die – in Collagen verarbeiteten – Abzüge alter Schriften. Schrifttum durchzieht dieses Werk und das Buch endet mit einem Brief des Königs an seinen Sohn. Stoffabdrücke und der Abdruck von Ornamenten, von unterschiedlichen Materialien, verstärken den Anschein der Plastizität und Tiefe der Bilder.

Die goldene Textfarbe, das Hervorheben der Anfangsbuchstaben der Absätze, erwecken – zusammen mit den manchmal wie im Traume verschwimmenden Bildern – den Anschein eines Bühnenbildes. Auf dieser Bühne inszenieren Jorge Bucay und Gusti das Drama von Vertrauen und Angst, das Drama des großen Mächtigen mit seinen ureigenen, tiefen Verlustängsten.
Und wie es bei guten Theaterstücken so ist, kann man sich hineingleiten lassen und mitträumen, aber auch immer wieder zur Seite treten und über das Gehörte, Gesehene nachdenken und reflektieren. Für beides ist Platz, beides kann genossen werden beim Lesen und Vorlesen, Betrachten und Entdecken dieses schönen und außergewöhnlichen Werkes!

Ruhe- und stimmungsvoll sind diese Bilder tiefer Freundschaft. Dazu braucht es Zeit, Wiederholung und Ruhe.

 

Wie der König seinen Fein verlor Book Cover Wie der König seinen Fein verlor
Jorge Bucay
Kinderbuch
Fischer
2013
25,5 mal 30,6
48
Gusti