Eine Familie kommt auf den Vogel
*Vorgestellt von Karin Siebenhandl*
Eines Tages flattert ein kleiner Nymphensittich auf den Balkon der neunjährigen Lisbeth. Und damit kommt neues Leben in die Mehrgenerationen-WG, die neben Lisbeth, aus ihrem vierjährigen Bruder Kali, ihrer Mama, Oma und Opa besteht.
„Der Kanari sieht aus wie einer, der Hubert heißt“, beschloss er [Kali], und dabei blieb es dann. Ab sofort hieß Hubert Hubert. Der Name passte. Das fanden wir alle. Naja. Nur der Opa hatte es wieder einmal nicht so richtig verstanden. „Wie?“, fragte er. „Schubert?“ „Hubert!“, korrigierte die Oma und der Opa nickte eifrig. „Ach so, ja. Schubert! Schöner Name. Hallo, Schubert! Schubidubidu. Wie geht’s dir, Schubert?“ „Hubert, Opa. Hubert!“ „Wie? Was?“ „Ach, egal.“
Der Familienzuwachs wird also Hubert getauft und erweckt im schwerhörigen Opa den ehemaligen berühmten Zauberer Udini. Gemeinsam mit Kali werden lustige Kunsttücke trainiert sodass Kali bald „Kanari“ kann, denn Hubert ist ein wunderbarer Spielgefährte für ihn.
Hubert wird jedoch andernorts vermisst. Ein Flyer, auf dem nach dem Vogel gesucht wird, bringt die beiden Kinder nicht nur auf die Spur von Huberts eigentlichem Zuhause, sondern auch auf das gut behütete Geheimnis von Lisbeths verhasstem Mitschüler Kentucky, der ihr die beste Freundin abspenstig macht, aber offenbar gar nicht so kaltschnäuzig ist, wie er sich gibt.
So lernen die Kinder die richtigen Mitbewohner von Hubert in einer sozialpädagogischen Wohngemeinschaft kennen und schließen mit ihnen Freundschaft. Schweren Herzens entschließen sie sich den Vogel dorthin zurückzubringen, allerdings ist Hubert in der Zwischenzeit durch einen neuen Zaubertrick von Opa Udini verschwunden …
Michael Roher lädt uns hier in eine Mehr-Generationen Familie ein. Der österreichische Autor, der auch für die Illustrationen dieses Buches verantwortlich zeichnet, wurde 2021 mit dem ersten Christine-Nöstlinger-Preis für Kinder- und Jugendliteratur ausgezeichnet. Die Illustrationen im Buch unterstreichen den klaren, pointierten Schreibstil, sie sind grafisch stilisiert und sehr witzig.
Das Buch ist auch gut zum Vorlesen geeignet, denn Kali ist Meister in lustigen Einlagen und der schwerhörige Opa Udini sorgt für witzige Sprachspiele. Das kunterbunte Leben im Familiengefüge ist nicht nur liebevoll beschrieben, sondern zeigt auch, wie das Zusammenleben von mehreren Generationen funktionieren kann, trotz verschiedener Bedürfnisse. Und Lisbeth erfährt, dass das erste Bild eines Menschen nicht immer mit seinem tatsächlichen Wesen übereinstimmt.
Das hinten angefügte Glossar erläutert einige österreichische Ausdrücke.
Jugendbuch ab 8 Jahre
Jungbrunnen
2021
136
Michael Roher