Eigenproduktion des jungen Theater Liechtensteins nach dem Buch „Tommy Mütze“
*von Marion Hofer*
Offenheit und Toleranz steht im Mittelpunkt der neuesten Eigenproduktion des jungen Theater Liechtensteins. Als Inspiration diente Regisseurin Ajsha Tania Siebert dabei das bekannte Kinderbuch „Tommy Mütze“.
Mit „Ene, mene, muh – und wer bist du“ präsentierte die Schweizer Theaterpädagogin Ajsha Tania Sieber ihr Erstlingswerk als Regisseurin in Schaan. Gemeinsam mit dem jungen Theater Liechtenstein wurde ein Stück einstudiert, das die Themen Anderssein, Toleranz, Offenheit und Zusammenhalt in den Vordergrund rückt. Attribute, die das seit 20 Jahren existierende junge Theater, das als gemeinnütziger Verein geführt wird, selbst vorlebt.
Ort der Handlung ist eine Schulklasse, in der ein neues Kind kommt. Die Regisseurin wählt als Einstieg eine wild herumwuselnde Gruppe an Kindern, die mit Stühlen ausgestattet auf der Bühne die unterschiedlichsten Formationen bildet. Choreografisch angeleitet wurden die 14 Darsteller und Darstellerinnen von der gebürtigen Liechtensteinerin Tamara Kaufmann.
Der Neuling mit der Mütze
Schon bevor der neue Schüler da ist, mauschelt der Rest der Klasse wie er wohl sein wird. Die Buben fürchten Konkurrenz, die Mädchen machen zickige Bemerkungen. Die Klassenrollen jedenfalls sind klar verteilt. Die Stimmung schwankt zwischen Neugierde und Verunsicherung, während der „Herr Direktor“ sicher ist, dass der Neuling in seiner Schule gut aufgehoben ist. Die Lehrerin referiert indessen über das Thema Chancengleichheit. Jeder und jede hat seine eigene Ansicht, aber klar ist, dass jedes Wesen Liebe braucht. Ein Kind zitiert sogar Erich Frieds „Es ist was es ist.“
Als der Neue hereinkommt, trägt er keine Schuluniform, dafür eine Mütze über den Kopf. Dem anfänglichen Lachen und der Ausgrenzung folgt bald die Frage nach dem Warum? Hat er so viele Pickel, abstehende Ohren, eine große Nase oder gar eine hässliche Narbe im Gesicht? Was ist bloß los mit ihm, dass er die Mütze partout nicht abnehmen will? Als er dann noch von Schülern einer anderen Klasse verprügelt wird, ist das Entsetzen groß. Die Mütze wird auch für die Lehrerin zum Problem. Nicht so für seine Mitschülerinnen und -schüler, die sich mit ihm verbünden und ebenfalls mit Masken im Gesicht erscheinen. Was den Neuen schließlich animiert, das Geheimnis zu lüften.
Lebendiges Theaterstück
Die Inspiration zur Eigenproduktion des jungen Theater Liechtensteins lieferte das mehrfach ausgezeichnete Kinder- und Jugendbuch „Tommy Mütze“ der südafrikanischen Autorin Jenny Robson. Der Basler Verlag Baobab Books hat bereits die dritte Auflage der eindrucksvollen Erzählung herausgebracht. In der Adaption von Ajsha Tania Sieber ist ein schwungvolles und lebendiges Theaterstück entstanden, in der die neun- bis vierzehnjährigen Akteure sehr textsicher agieren und auch die Erwachsenenrollen überzeugend darbieten. Themen wie Ausgrenzung aber auch Empathie werden choreografisch dargestellt. Die Spielenden hinterfragen und prüfen ihre Offenheit und wollen zu mehr Toleranz in der Gesellschaft gegenüber Menschen und Kulturen sowie Haltungen und Meinungen aufrufen. Und das ist ihnen auch in jeder Hinsicht gelungen, wie der lang anhaltende Applaus nach der Premierenaufführung bestätigte. Frei nach dem Motto: „Ene, mene, muh – und drin bist du!“
Kinderbuch
Baobab Books
2012 Baobab Books; 3. Auflage 2020
2012 Baobab Books; 3. Auflage 2020
84 Seiten
Der neue Mitschüler, Tommy, versteckt sich unter einer Mütze, nur seine Augen sieht man. Das ist seltsam. Noch seltsamer aber ist, dass Tommy seine Mütze trotz Hitze partout nicht abnehmen will. Was hat er zu verbergen? Ohren so groß wie Kohlblätter? Ist er ein Alien oder gar krank? Die Gerüchteküche brodelt und die ganze Klasse ist bemüht, dem Neuen sein Geheimnis zu entlocken. Mit viel Einfallsreichtum und Humor, aber auch einer großen Portion Liebenswürdigkeit können die beiden Freunde Doogal und Dumisani das Rätsel – aber Tommy hält eine noch größere Überraschung parat.
Nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2013.