Ich will so bleiben, wie ich bin
*vorgestellt von Gabriele Frech*
Müssen wir wirklich alles glauben, was uns die Fernsehwerbung suggerieren möchte? Und ist man glücklich, wenn man all die Dinge tut, die andere als „richtig“ erachten, nur um so zu werden wie die Fernsehvorbilder?
Dieses Bilderbuch lädt ein, unser Konsumverhalten einmal schmunzelnd zu hinterfragen. Auf schwungvolle und lustige Weise wird auch schon den Jüngsten vermittelt, dass nicht alles stimmt, „was die im Fernsehen sagen“.
Ente Erna lebt am Bauernhof zusammen mit vielen anderen Tieren. Meist spioniert sie neugierig durch das Fenster der Bauernfamilie und erfährt dann beim heimlichen Fernsehen so manche Neuigkeit, die sie sogleich den anderen Bauernhoftieren weitererzählt.
Auch dieses Mal hat sie Unglaubliches beobachtet: Kühe sind neuerdings lila und die besten Eier sind jene, die eine Überraschung beinhalten.
„Alle mal herhören!“, trötete Erna. „Es werden nur noch Eier verkauft mit einer Überraschung drin. Nur damit ihr Bescheid wisst!“
Aufgeregt läuft sie weiter zu den Schafen auf der Wiese und berichtet ihnen, dass ihre Wolle möglichst weichgespült sein sollte. Und schließlich erfährt Cleo, die pummelige Katze, dass man nur dann glücklich sein könne, wenn man dünn und sportlich ist.
Ente Erna macht mit ihren Erzählungen alle verrückt. Dem anfänglichen Versuch der Tiere, diese zu hinterfragen, begegnet Erna mit klarer Ansage:
„Das haben sie im Fernsehen gesagt, also wird das wohl stimmen!“
Nun sind alle Tiere in Aufruhr, jeder und jede versucht so zu werden, wie es die Fernsehwerbung zeigt, um den Vorgaben zu entsprechen. Die Kühe reiben sich mit lila Blüten ein, die Schafe baden in Kamillentee, die Hühner versuchen, Überraschungen in ihre Eier zu legen und Cleo, die Katze, absolviert ein Fitnessprogramm und eine Diät.
Da ist es wenig verwunderlich, dass sich bald schlechte Laune breit macht. Nur Gustav, das Schwein, ist wenig beeindruckt von den Neuigkeiten aus dem Fernsehen und plant einen Streich mit Ente Erna.
Beim gemeinsamen Memory-Abend aller Bauernhoftiere erzählt er Erna, dass sich alle Enten neuerdings von Kopf bis Fuß rasieren, Holzklötzchen unter den Füßen tragen müssen u.s.w.
Da schreit Ente Erna furchtbar verzweifelt:
„Ich will so bleiben, wie ich bin!“
Und die anderen Tiere wollen das auch.
Der Autorin und Illustratorin Hermien Stellmacher gelang hier eine sehr amüsante, turbulente Geschichte, die nicht nur für Kinder geeignet ist, sondern auch Erwachsenen eine klare Botschaft vermittelt.
Die Bilder erstrecken sich großflächig stets über eine Doppelseite, die Illustratorin verwendete viele kräftige, fröhliche Farben. Die Darstellungen beinhalten sehr viele kleine witzige Details und regen den Beobachter / die Beobachterin zum genauen Hinschauen an.
Die Textpassagen sind eher kurz und leicht verständlich und ergänzen sich wunderbar mit den Bildern.
Ein originelles Bilderbuch, das auf liebevolle Weise darauf aufmerksam macht, was im Leben wirklich zählt.
Ich will so bleiben, wie ich bin
Bilderbuch
Ravensburger
2001
32
Hermien Stellmacher