Vom Wurm und lauten Katzentatzen
*ein Erfahrungsbericht von Veronika Albrecht*
Es ist nun schon eine Weile her, seit ich mit zwei Schulanfänger-Gruppen im Kindergarten Wolfpassing herausfinden durfte, wie der Wurm eine Katze sieht. Und wie das bei einem Stinktier ist, einer Schlange, dem Familienhund,…
Es ist so lange her, dass die Kinder mittlerweile wirklich angefangen haben zur Schule zu gehen. Was aber nichts daran ändert, dass der Tag meiner ersten Veranstaltungen im Zuge des Vermittlungslehrgangs unvergesslich bleibt – was längst nicht nur, aber schon auch ein bisschen an der grandiosen Rutsche in diesem Kindergarten liegt – und ich meine Eindrücke gerne nochmal teilen möchte.
Die Initialzündung, uns in einen Hund, einen Fuchs, einen Fisch, eine Maus, eine Biene, einen Vogel, einen Floh, eine Schlange, ein Stinktier, einen Wurm und eine Fledermaus reinzudenken, naheliegender Weise aber auch in ein Kind, kam vom New Yorker Illustrator Brendan Wenzel. Der stellte sich die Frage, wie eine Katze, die so durch die Welt spaziert, wohl wahrgenommen wird von all jenen, die sie nach Katzenart links liegen lässt (oder auch nicht).
In seinem Bilderbuch „Alle sehen eine Katze“ setzte er jede dieser Begegnungen mit hoher Illustrationskunst, sprachlichem Rhythmus und philosophischem Ende trefflich um und schenkte uns damit ein Füllhorn zum Wecken der Leselust.
Und die Katze ging durch die Welt mit ihren Schnurrhaaren, Ohren und Pfoten…
Was diese beiden Vermittlungseinheiten für mich so unvergesslich macht, ist das wunderbare Gefühl, mit all den Kindern (denen ich ja zunächst völlig fremd war) ganz und gar im Moment dieser Geschichte zu sein. Es hat sich ein Spiel entsponnen, das uns jedes Bild des Buches, seine sprachliche Musikalität und seine Dramatik mit dem ganzen Körper erfahren hat lassen. Als wir dann das Erdreich bezogen, wurde es so richtig erschütternd:
Hingelegt, die Augen zu und nachgespürt, so macht’s der Wurm in uns; alle anderen: losgetrampelt! (Samtpfoten gelten hier leider nicht, wir Menschen haben halt auch unsere Wahrnehmungsgrenzen.)
Die Kinder sind dann jausnen gegangen. Und ich natürlich rutschen.