Lesestadt Villach 2019/20

*vorgestellt von Eva Knezicek*

Von einem sehr anregenden, inspirierenden Tag in der Lesestadt in Villach möchte ich Euch nun berichten. Seit vielen Jahren schon findet das Kinder- und Literaturfestival in Villach statt, seit 2018/19 in der Galerie Freihausgasse. Eine wirkliche „Lesestadt“ entstand: Die Räume der Galerie wurden mit kleinen Häusern wunderbar und einzigartig belebt.

Heuer wurde diese Stadt erweitert, sie bekam einen Fluss und ein Baumhaus, um die Übersicht behalten zu können.

Die teilweise von den Kindern verschiebbaren Häuser regen zum Spielen an, in ihnen gibt es so Einiges zu entdecken – etwa ein großes Bild des Illustrators Erwin Moser.

Auf mehreren Ebenen – Bewegung ist angesagt, das Denken und Handeln bleibt im Fluss – ist es möglich zuzuhören, zu basteln, anzuschauen, zu spielen, zu ratschen oder einfach nur zu genießen und die Seele baumeln lassen.

Mit drei Kindern im Alter von 3, 10, 13 Jahren besuchte ich diese Galerie für Kinderliteratur. So durfte ich erfahren, wie es tatsächlich in der praktischen Anwendung auf die jeweilige Altersgruppe wirkt. Zu jeder Zeit und bei jedem Programm konnte sich jedes Kind je nach Erfahrung und Lust betätigen. Die anwesenden Mitarbeiterinnen bewiesen die notwendige Balance zwischen Distanz und Hilfestellung. Gestartet wurde das Programm an diesem Tag – das jeweilige Tagesprogramm variiert – mit einer Erzählstunde von Teresa König, einer stimmgewaltigen Schauspielerin.

Sie las aus dem Buch „Pepe und Lolo“, illustriert von dem großartigen Michael Roher und geschrieben von der fantastischen Elisabeth Steinkellner. Es ist eine sehr fein und besonders geschriebene Geschichte über das Begegnen, das sich Finden zweier Menschen; über das langsame Hinfinden zum anderen, über dies Wagnis und diese Sehnsucht. Mit eindrucksvoller Stimme wurde das Werk mit ausgewählten Requisiten vorgestellt. Die Atmosphäre des Buches wurde auf diese Weise schön spürbar, dieses vorsichtige Herantasten an den Anderen und der Dialog mit den zuhörenden Kindern – sehr gemischten Alters übrigens – gefunden.

Dann gab es einen Aufbruch in den Kulturhofkeller, um die restlichen Häuser für die stetig wachsende Lesestadt zu holen. Wer wollte konnte mit. Von dort galt es in einer lustigen Schlange, im Gänsemarsch, Schritt für Schritt die bunt bemalten Kartonagen in die Galerie zu bringen. Die dafür vorgesehene Choreografie – angeleitet wurden wir von den Mitgliedern des Turbo Theaters – gab auch der begegnenden Bevölkerung einen augenmerklichen Hinweis: Literatur kann bewegen.

Nach einer Mittagspause besuchten wir gemeinsam den Workshop bei Simone Dueller, einer umtriebigen Kunstvermittlerin mit Esprit und großer Freude am Tun. Eine sehr bunte Gruppe formierte sich, wieder war die Altersklasse der Teilnehmer*innen sehr unterschiedlich. Gemeinsam begaben wir uns auf die Spuren der Schriftstellerin und Illustratorin Linda Wolfsgruber, der ein Teil der Ausstellung gewidmet ist.

In ihrer Vielseitigkeit wurde sie den Kindern nahegebracht, es wurden Originalwerke gezeigt, eine Auswahl ihrer Publikationen vorgestellt und anschließend ein eigenes, themenbezogenes Werk geschaffen. Dabei wurden die Etagen und Räume gewechselt, Perspektiven verschoben, Bewegung und individuelles Tun wurde begrüßt und unterstützt. Auch die notwendige Zeit für eigenständiges Schaffen wurde zuerkannt; eine Zeitüberschreitung war ohne Problem möglich. Nach Beendigung des Workshops machten wir uns wohltuend gesättigt auf, räumten den Platz für das nun ältere Publikum: Teresa König las anschließend aus Christine Nöstlingers Buch „gaunz oame Kinda, Fraun und Mauna“ für Menschen ab 14 Jahren.

Ein ausgefüllter Tag mit inspirierenden Momenten für uns alle, entspannend und anregend in einer guten Mischung. Sehr schade, nach nur drei Monaten verschwindet die Lesestadt, dann bleibt uns wieder nur das sehnsuchtsvolle Warten auf das nächste Literaturprogramm für Kinder in Kärnten!!!