Das Herz des Affen
*vorgestellt von Patricia Floch*
Was war es, das meine Neugierde an diesem Buch weckte?
Es war zuerst diese Illustration:
Ich verliebte mich in diesen Wellengang, ich mochte das holzschnittartige der Bilder (denn beim Recherchieren stellte sich heraus, dass Anja Mikolajetz nicht mit Holzschnitten gearbeitet hatte). Es ist eine Form der Gestaltung, bei der sich Schlichtheit mit großer Lebendigkeit vereint. Ich mochte auch den Humor in den Illustrationen, die Blicke der Krokodile.
So blätterte ich von Seite zu Seite, von Illustration zu Illustration, bevor ich mich der Geschichte widmete:
Es handelt sich dabei um eine Geschichte in Anlehnung an ein Volksmärchen aus Myanmar:
In der Mitte ein Fluss.
Auf der einen Seite des Flusses lebt ein Affe, glücklich, in einem großen Feigenbaum, übervoll mit reifen Früchten. Auf der anderen Seite ein Krokodil und eine Krokodilin, hungrig, weil es kaum Fische gibt in diesem Fluss. Der Affe gibt den beiden von den Früchten des Feigenbaumes und zwischen ihm und dem Krokodil entsteht eine tiefe Freundschaft. Die Krokodilin allerdings wird immer unzufriedener und es verlangt sie immer mehr nach dem Herzen des Affen.
Wie soll das Krokodil nun mit diesem Dilemma umgehen?
Auf der einen Seite sein Freund, auf der anderen Seite seine fordernde Frau…
Ich finde, es ist keine Geschichte, die man Kindern schnell mal zwischendurch vorliest. Wie viele Märchen scheut sie nicht eine gewisse Brutalität und diese auszusprechen: Die Krokodilin will das Herz des Affen!
Andererseits handelt es sich um ein Thema, mit dem Kinder oft konfrontiert sind. Zwischen zwei Freunden zu stehen, beide zu mögen, beide nicht verlieren zu wollen… Und dann verlangt einer von beiden (vielleicht aus Eifersucht, vielleicht, weil er keinen so guten Tag hat, warum auch immer) etwas Unmögiches, etwas, das den anderen verletzt.
Ich hatte für mich zwar schnell die Kategorien „Gut“, „Böse“ und „SelberSchuld“ aufgestellt, aber als wir das Buch in einer Erwachsenenrunde besprachen, musste ich feststellen, dass nicht alle so dachten wie ich?! Wir machten uns den Spaß, In die verschiedenen Rollen zu schlüpfen und die Geschichte nachzuspielen… Und langsam konnte ich die anderen Charaktere auch verstehen… Auch eine interessante Erfahrung!
Es ist auf jeden Fall eine Geschichte, bei der man im Anschluss gut über Themen wie Freundschaft und Loyalität sprechen kann.
Das Buch ist für Kinder ab 4 Jahren empfohlen. Ich lese es lieber mit Kindern im Volksschulalter. Das Symbolhafte dieser Geschichte zu verstehen und zu überlegen, wie man in so einer Situation handeln könnte, ist meiner Ansicht nach für jüngere Kinder oft noch nicht möglich.
Bilderbuch, ab 4
Aladin
2015
32
Anja Mikolajetz