Hier kommt keiner durch
*vorgestellt von Eva Knezicek*
Ein bebrillter, kleiner Hund mit roter Stupsnase und ein bebrillter, stupsnasiger aber auch streng blickender Aufpasser stehen einander ohne Worte nicht ganz gegenüber.
Die rechte Buchseite ist leer. Niklas, ein junger Mann, spaziert vorüber, Fiffi, der kleine Hund beschnüffelt den verdutzten Herrn Aufpasser.
Die rechte Buchseite bleibt leer.
Nun erfahren wir von dem brüllenden Aufpasser, diese Seite muß leer bleiben … dies ist ein Befehl!
Das schreit richtig nach Grenzüberschreitung! Beim Vorlesen halten hier meist alle Kinder lustvoll den Atem an, jawoll, da ist ein Gebot zu übergehen, eine Regel zu brechen und das macht Spaß!
Immer mehr Menschen bevölkern die linke Seite, immer bunter, immer verwirrender wird sie, alle reden durcheinander. Niemand versteht diese Regelung, immer aufmüpfiger wird die bunte Gesellschaft bis das Unglaubliche, innig Herbeigesehnte passiert.
Und natürlich passiert es im Spiel zweier Kinder, der Ball entkommt ihnen und springt auf die verbotene Seite. Das tut wirklich gut!
Jawoll, geschafft, alle halten den Atem an und warten gebannt auf die Strafe. Dieser Moment voller Spannung löst sich auf. Einmal eine Grenze, ein Tabu durchbrochen, füllt sich die rechte Seite mit der nun einladenden Geste des Aufpassers. Festtagsstimmung macht sich breit. Bis plötzlich ein brüllender, tobender General mit seiner Truppe das Geschehen bestimmt und versucht, die ausgebrochene Anarchie unter Kontrolle zu bekommen.
Der Widerstand der bunten Menge ist zu groß, das Pferd scheut und wirft den General aus dem Sattel. Nachdem alle weitergezogen sind – nach einer Grenzüberschreitung bleibt der Handlungsbedarf aus – bleibt dem General das Aufräumen der beiden verwüsteten Seiten. Aber auch er wird bald verschwinden, denn wer will schon der Held in einem Kinderbuch sein?
Ganz wenig Text, Sprechblasen, lustige Entwicklungen – die Darsteller verändern sich, vom Vor- zum Nachsatz gibt es eine Wandlung … Es gibt immer wieder viel zu entdecken, die überaus bunten Filzstiftfiguren schweben ohne Umgebung in der Weiße des Bilderbuches durcheinander. Ihr Zusammentreffen ergibt Geschichten und sie zu finden ist äußerst lustvoll.
Ja, es macht Spaß Regeln zu brechen, ein Durcheinander zu hinterlassen – und dafür braucht es junge, spielende Menschen, die sich nicht immer nach Vorschriften richten!
Es ist ein fröhliches Buch, voll Bewegung und Aufbruchstimmung, doch Vorsicht, es weckt versteckte Bedürfnisse und lädt zum Chaos ein!
Klett
2016
21,7 mal 26,9
40
Bernardo P.Carvalho