Als die Wolke bei uns wohnte
*vorgestellt von Barbara Lerch*
Eine Wolke als Mitbewohnerin? Wie kann es nur dazu kommen?
An einem besonderen Tag fällt unserer Ich-Erzählerin die Wolke auf den Kopf, wird sorgsam in die Kindergartentasche gepackt und mit nach Hause genommen. Ganz schlaff hängt sie da. Zum Glück weiß Mama Rat: „Wolken brauchen Wasser, das verdampft. … sie saugen den Wasserdampf in sich hinein. So werden sie größer und immer größer“.
Bald geht es der Wolke besser und Wolke und Mädchen intensivieren ihre Freundschaft. Hier sind die Autorin und die Illustratorin sehr fantasievoll ans Werk gegangen, um sich spielerische Tätigkeiten für die Freundinnen auszudenken.
Als die Familie die immer größer werdende – das gesamte Kinderzimmer einnehmende – Wolke entdeckt, wird diese Teil der Familie und zieht ins Wohnzimmer um. Fortan benötigen Gäste einen Regenschirm!
Irgendwann passiert das, was kommen musste: So kann es nicht weitergehen. Die Wohnung ist für soviel Wolke einfach zu klein. Die Familie lässt die Wolke frei. Doch diese – sehr anhänglich geworden – verfolgt die lieb gewonnenen Menschen bis an deren Urlaubsort.
Gelingt es den beiden, sich zu verabschieden? Und wird es ein guter – für beide Seiten erträglicher – Abschied sein?
Zu den Bildern:
Die Illustratorin verwendete klare Linien, um das Leben des Kindergartenkindes und ihrer Familie darzustellen. Die Bilder sind mit liebevollen Details ausgestattet, ohne dabei überladen zu wirken.
Verschiedene Gegenstände stechen durch ihre individuelle Musterung hervor. Auch der Einsatz von Schatten fällt auf.
Bemerkenswert finde ich den Humor, den die Bilder transportieren, beispielsweise als die beiden Hunde das Mädchen beim Gassigehen mit der Wolke beobachten.
Weiters gilt es auf den ersten Doppelseiten den kleinen, braunen Hasen zu entdecken, der manchmal leicht zu finden, ein anderes Mal ein bisschen versteckter ist.
Zum Text:
Erzählt wird aus der Sicht des kleinen Mädchens. Zu Beginn (in ihrem Kinderzimmer) tröstet sie die Wolke: „Und ich sagte mit tiefer Papa-Stimme: „Das wird schon wieder! “ Dann kuschelte ich mich neben sie.“ Dieses kurze Zitat gibt eine kleine Ahnung vom Schreibstil von Sabine Bohlmann, den ich als flüssig und mitnehmend empfinde. Am Buchende wird der Leser/die Leserin direkt angesprochen.
Fazit: Zum Schmunzeln, zum Nachdenken und auch ein wenig traurig – ein Bilderbuch über das Loslassen und Verlassen.
Bilderbuch
Annette Betz
2017
32
Susanne Straßer