Das Nacht-Tier
*vorgestellt von Barbara Lerch*
Kurz vor dem Einschlafen in einem Kinderzimmer:
Ein Kind (unser Ich-Erzähler) ist hellwach und fühlt sich alleine, als ein Tier sein Zimmer betritt. Voller Vertrauen bittet es das Kind:
Ich sagte komm! (rechte Bildseite)
Diese Aufforderungsszene begegnet uns wiederholt im Buch als Erzählmuster und lässt uns aktiv an der Geschichte teilhaben. Die Komponente „Das Kind als Bestimmer“ über diese seltsame und doch zahme Gestalt, übt auf mich eine besondere Faszination aus. Das Nacht-Tier verharrt in seiner Bewegung und wartet auf die Bitte des Kindes und erfüllt diese auf der nächsten Doppelseite auch prompt.
Das Nacht-Tier kam
Meist findet sich auf der linken Seite des Buches eine gereimte Textpassage, die mich durch die gelungene Wortwahl begeistert. Wir begegnen poetischen Wortgeflechten, die jedoch leicht verständlich sind.
Der Ich-Erzähler steigt auf den Rücken des blaufelligen Tieres und startet mit ihm in ein Abenteuer, das sie durch die Stadt, über Äcker, Gewässer und über Berge führt.
Das Nacht-Tier hebt sich in den Bildern durch seine kräftige, dunkle Farbe ab. Die Landschaften wirken durch den Einsatz von matten Blau-, Grau-, Türkis- und Gelbtönen nicht bedrohlich, sondern bezaubern mich durch die – niemals langweiligen, obwohl in der selben Farbpalette gestalteten – dicht schraffierten Hintergründe.
Jede Reise hat ein Ende. Dieses Ende beginnt mit dem unteren Bild …
… und hat mich überrascht.
Nicht nur ich finde dieses Bilderbuch empfehlenswert: Der Autor gewann (gemeinsam mit drei MitstreiterInnen) den Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis 2019.
Bilderbuch
Nilpferd im G&G Verlag
2018
48
Jens Rassmus