Achtung, Wolf!

*vorgestellt von Esther Spiegel

Metafiktives Fressen und Gefressen-Werden

Das Buch „Achtung Wolf“ von Emily Gravett kann man anscheinend in der Westhäsischen Bücherei der Stadt Rübenhagen am Möhrensee ausleihen. Zum Glück aber auch in der Hauptbücherrei Wien, wo ich gerne durch die Regale stöbere.

Bereits auf dem Titelbild des Bilderbuchs sieht man ein Kaninchen, das nach oben zu diesem Wort „Wolf“ im Titel schaut. Das Kaninchen ist die Hauptfigur und nimmt uns Lesende mit in die Bücherei, wo es ein spannendes Buch mit dem Titel „Achtung, Wolf!“ entdeckt. Wir wandern mit dem lesenden Kaninchen durch die Seiten und bekommen gleichzeitig Einblick in das Buch, welches in der Rahmenhandlung ausgeliehen wurde. Die Bilder werden immer größer und plötzlich lugt ein zähnefletschender Wolf hinter dem Einband hervor.

Den Spannungsaufbau finde ich reizvoll, weil wir Lesenden vor dem Kaninchen ahnen, was geschehen könnte. Man möchte ihm dann wortwörtlich das Buch von der Nase reißen, damit es erkennt, dass es ‚wirklich‘ in Gefahr ist.

Spannend bleibt es bis über den Schluss hinaus, denn Emiliy Gravett lässt zwei Schlussversionen nebeneinander stehen. Sie macht auch sich als Autorin sichtbar und kommentiert, dass die Geschichte frei erfunden sei. In der zweiten Version ist der Wolf laut Text Vegetarier. Die Papierschnipsel im Bild erzählen jedoch, dass hier zumindest ein Buch verschlungen wurde, und dann wieder zusammengefügt.

Besonders an diesem Buch finde ich die Idee, drei Fiktions-Ebenen zu verwenden. Es gibt das Buch, das wir Lesenden in der Hand halten, das Buch im Buch und das, welches das Kaninchen liest. In der Buchmitte sind wir scheinbar so nahe am Geschehen, dass wir den roten Einband nicht mehr sehen. Emily Gravett spielt mit der Frage: Was ist wirklich? Was ist Fiktion? Es wird hier auch über den Prozess des Lesens erzählt, wie ein spannendes Buch verschlungen, oder einen verschlingen kann.

Außerdem mag ich die Struktur der Bleistiftlinie im Wolfspelz. In den ‚Nahaufnahmen‘ kann man die besonders gut sehen.

Ps: Und ich muss gestehen, dass ich mich beim nagezähnisch- möhrenknabbernden Blogtippen, tatsächlich ein, zwei Mal umgedreht habe, ob da nicht hinter mir …

 

 

 

Achtung, Wolf!
Emily Gravett
Sauerländer
2005
18
Emily Gravett

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