Zugvögel

 

*Ein Erfahrungsbericht von Linda Ranegger*

Im vergangenen Herbst besuchte ich einen Kindergarten mit diesem eindrucksvollen Bilderbuch von Michael Roher. Diesmal setzte ich mir zum Ziel, die Geschichte ohne Kamishibai, Bilderbuchkino oder ganzseitigen Bildern aus dem Bilderbuch zu erzählen.

Die Zugvögel kommen im Frühling an, im Herbst sollen sie wieder zurückfliegen. Doch Paulinchen und einige ihrer Freunde möchten gerne hierbleiben, um den Winter zu sehen. Schnell begreifen sie, dass ihr Vorhaben nicht so leicht umzusetzen ist. Wie können sie auf den brachliegenden Äckern überleben und gibt es für sie eine Zukunft in diesem Land?
Luka zeigt sich solidarisch und unterstützt die Zugvögel bei ihrer Suche nach einer Bleibe für den Winter.

Bei der Vorbereitung auf diese Geschichte war für mich ein Baum zentraler Gegenstand der Erzählung. Mit einem Baum lässt sich der Wechsel der Jahreszeiten und somit die Erzählzeit des Buches meiner Meinung nach gut darstellen.

Ich bereitete also für meine Veranstaltung einen aus Karton ausgeschnittenen Baum vor, an dem bewegliche Teile befestigt werden sollten.
Für den Frühling wurde der Baum mit einer grünbemalten Tortenspitze versehen – das frische Grün der Baumkrone sollte die Jahreszeit charakterisieren.

Mit dem Gedicht „Es ist Regenwetter, draußen fallen die Blätter, es bläst ein kalter Wind, da zischt ein Igelkind…usw.“ wurde der Herbst eingeläutet und die Kinder konnten ausgeschnittene Blätter regnen lassen. Während die Zuhörer/Zuhörerinnen damit beschäftigt waren, nahm ich die grüne Tortenspitze ab. Nun stand der Baum mit bloßen Ästen für den – immer näher kommenden – Winter da.

Auf dem Baum wurden dann mithilfe von doppeltem Klebeband Nester aus Kartonage angebracht. Die wichtigen Figuren der Geschichte hatte ich in der Vorbereitung ausgeschnitten und mit einem Zahnstocher auf der Rückseite versehen, sodass die Kinder sie in die Nester stecken konnten.

Einzelne Bilder aus dem Bilderbuch brachte ich ebenso ausgeschnitten und auf Karton geklebt mit. Während meiner Erzählung stellte ich diese Bilder mithilfe von Wäscheklammern unter dem Baum auf. Ich wollte die Stimmung, die Roher mit seinen Bildern für mich ausdrückt, auf diese Weise transportieren.

Zum Schluss des Buches findet Paulinchen mit Unterstützung von Luka Unterschlupf bei Frau Lorenz. Sie kümmert sich schon eine ganze Weile um Zugvögel. Das Haus der Frau Lorenz habe ich mit einem bemalten Kuvert symbolisiert. Darin war eine Szene aus dem Bilderbuch versteckt. Die Kinder durften das Kuvert aufmachen und das Bild genau anschauen und beschreiben. Zum Schluss klebte ich das Kuvert als eine Art Arche Noah auf den Baum.

Während der 25 Minuten waren die Kinder gespannt, hörten zu, stellten Fragen. Mit den verschiedenen Methoden gelang es mir meiner Meinung nach, die Geschichte emotional und stimmungsvoll zu erzählen. Als ich zuletzt das Bilderbuch herzeigte, wollten es die Kinder sofort haben, um es sich genauer anschauen zukönnen.