Momo
*Vorgestellt von Petra Forster*
Wer von uns hat sich nicht die Zeit genommen, um den kleinen pechschwarzen Lockenkopf in einer viel zu großen Herrenjacke kennenzulernen?
Zeit! Darum geht es in diesem literarischen Meisterwerk von Michael Ende. Nicht ohne Grund bekam er dafür den Deutschen und den Europäischen Jugendliteraturpreis, das Buch wurde in 40 Sprachen übersetzt und erzielte eine Auflage von über sieben Millionen Exemplaren.
Momo, die am Rande einer großen Stadt in einem alten Amphitheater ihr Zuhause findet, besitzt eine wundervolle Gabe. Sie kann ihren Mitmenschen zuhören und löst dadurch etwas Besonderes in den Menschen aus. So, als spende sie ihnen auf diese Weise Trost.
Viele Kinder kommen zu Momo in das große steinerne Rund des alten Theaters. Bei Momo gibt es keine Regeln, Vorgaben oder Schranken – Fantasie, Träume und Geschichten sind hier zuhause. Die zwei allerbesten Freunde von Momo sind Gigi Fremdenführer und Beppo Straßenkehrer.
Doch die Zeiten ändern sich. Graue Herren bringen die Menschen der Stadt dazu, Zeit zu sparen. Die gewonnene Zeit wird ihnen jedoch geraubt. Diese brauchen die Grauen selber zum Leben. So wird der Alltag der Städter hektischer, kühler und rauer. Kinder werden in Kinder-Depots gesteckt, in denen sie nützliche (!) Spiele lernen.
Mit Hilfe der weisen Schildkröte Kassiopeia, die nebenbei auch in die Zukunft blicken kann, gelangt Momo zu Meister Hora. Seine Aufgabe ist es, an Menschen ihre jeweilige Zeit zu verteilen. Er zeigt Momo den Ort, an dem alle Zeit entsteht, was es mit den Stunden-Blumen auf sich hat und welches Ziel die Grauen verfolgen.
Mit viel Mut und der besonderen Gabe Kassiopeias gelingt es Momo, die Stadt wieder ins rechte Lot zu bringen. Sie gibt den Menschen ihre verlorene Zeit zurück.
Auch wenn ich die Geschichte Momos aus meiner Kindheit schon kannte, nützte ich die Feiertage, um nochmal in diese zauberhafte Welt einzutauchen.
Wieder war ich gefesselt. Obwohl dieses Buch vor über 40 Jahren erschienen ist, birgt es dennoch brandaktuelle Themen in sich.
Haben wir uns nicht alle zum Teil den grauen Herrn verschrieben? Sind nicht viele unserer Tage minutiös durchgeplant und bleibt nicht viel zu wenig Zeit für die tatsächlich wichtigen Dinge im Leben?
Michael Ende beschreibt am Schluss ein Krankheitsbild, das die grauen Herrn als Druckmittel gegen Meister Hora verwenden möchten. Es ist beschrieben mit innerer Leere, weder Lachen noch Weinen zu können und jegliche Freude zu verlieren. Er nennt es : tödliche Langeweile.
Nennen wir es nicht Burnout?
Momo … ein Roman, der zutiefst bewegt, berührt und zum Nachdenken aufwühlt, aber ebenso ein Roman, den man wunderbar mit Kindern auf einer Bühne erleben und tanzen kann.
Märchenroman
Thienemann
1973
15X22
300
Michael Ende