Ein Hase auf Reisen
*Vorgestellt von Esther Spiegel*
T_Räume.
Willy Puchner erzählt in seiner Geschichte von einem roten Stofftierhasen, der durch Annas Träume reist. Im ersten und im letzten Bild wird das Einschlafen und Aufwachen des Mädchens dargestellt. Dazwischen sehen wir immer aus derselben Perspektive in einen Raum. Es gibt einen Boden, Wände und Spielraum für den Hauptdarsteller der zweiten Erzählebene, den roten Hasen Billy.
„In einem Walfisch-Zeppelin schwebt er über ihrem Bett“
In dieser Szene geht Annas Tag in die Traumwirklichkeit über. Spannungsvoll wirkt der hoch-tief Gegensatz des Vehikels. In mir weckt dieses Bild Fliegenfischgefühle.
Die Reise führt den roten Hasen durch surrealistische Bilder. Alle sind sie im Raumquadrat verortet und daneben steht jeweils ein Satz.
Billy entdeckt liebenswerte Ungeheuer, einen Ringelblumenwald, etwas Schimmerndes unter der Wasseroberfläche und noch viel mehr. „Durch Zufall lernt er die rote Häsin Dilly kennen“. Der erste Kuss des roten Hasenpaares ist wieder unter Wasser. Das Meer in tiefem Blau ist oft zu sehen, aber auch Höhenflüge werden dargestellt. In einer Schwebeszene, wo der Hase „vor Glück über den Wolken schwebt“, ist die Linie zwischen Boden und Rückwand aufgehoben. Der Himmel ist unten statt oben und aus der Rückwand bläst nun vielleicht Rückenwind. Interessant ist außerdem die schattenhafte Inszenierung der menschlichen Figuren. Das Schwarz macht den Kontrast zu den roten Hasen noch wirkungsvoller.
Mir gefällt besonders, wie es Puchner gelingt, Lichteinfälle theateratmosphärisch einzufangen. Für mich sind die Bilder Räume, in die ich gerne hineingehen würde, und manche Sätze wie Geheimisse, die ich bewahren möchte – und sie gleichzeitig allen verraten.
Bilderbuch
Bloomsbury
2012
Querformat
20
Willy Puchner