„Das kleine Ich bin Ich“ spricht noch mehr Sprachen!

*Vorgestellt von Heidi Grobbauer*
Wer kennt es nicht, Mira Lobes „Das kleine Ich bin Ich“! Die Geschichte selbst – die eigene Identität zu stärken, unabhängiger vom Urteil anderer zu werden, die Einzigartigkeit – die eigene und die der anderen, zu erkennen – ist wohl zeitlos. Sie ist jedoch nicht ganz unabhängig vom kulturellen Kontext. In Mira Lobes Buch steht das Individuum im Mittelpunkt, im Vergleich mit anderen wird es sich seiner Einzigartigkeit bewusst. Diese eigene Identität bildet sich jedoch außerhalb einer Gruppenzugehörigkeit heraus. Das könnte auch als Gegenkonzept zu Sozialisationsprozessen, die sehr auf das Kollektiv, die Zugehörigkeit zu einer Familie, zu einer Gruppe ausgerichtet sind, gesehen werden. In Bezug auf die eigene Identität stellen sich aber wohl für alle Menschen Fragen, die über das „Wer bin ich? Was macht mich aus?“ hinausgehen. Die kritische Reflexion der zugrunde liegenden Werte und Normen empfinde ich als Bereicherung und Erweiterung der interkulturellen Kompetenz.

Seit 2011 liegt eine viersprachige Ausgabe des Kinderbuches vor, die bekannten Reime sind abwechselnd in Deutsch, Kroatisch, Serbisch und Türkisch zu lesen, die Reime in den jeweils anderen Sprachen sind in einer aufklappbaren Seite zu finden. So rückt jede Sprache in den Vordergrund und es wird signalisiert, dass die Sprachen gleichwertig sind.

dkibi_klappentextNun hat der Verlag Jungbrunnen mit Spendengeldern eine weitere dreisprachige Ausgabe auf den Markt gebracht – neben Deutsch kann das Buch auch auf Arabisch und Farsi gelesen werden. Leider wird bei dieser Ausgabe darauf verzichtet, alle drei Sprachen in den Blickpunkt zu rücken, die Texte in Arabisch und Farsi sind in der Klappe versteckt und das Schriftbild etwas zu klein geraten.

 

innenseite-dkibiDer Verlag reagiert mit dieser Übersetzung aber auf die große Nachfrage. Da der Kinderbuchklassiker in vielen Schulen und Kindergruppen gelesen und mit vielfältigen Methoden bearbeitet wird, ist diese Übersetzung sinnvoll und für Pädagogen/innen bzw. alle, die sich in der interkulturellen Bildung mit Kindern engagieren, sicher hilfreich.

Wie weit der Rhythmus und die Melodie der Sprache von Mira Lobe auch ins Arabische oder Farsi übertragen werden konnte, kann ich leider nicht beurteilen – ich habe noch niemanden zum Vorlesen gefunden. Die Illustrationen von Susi Weigel sind wohl zeitlos und für Kinder auch heute noch anregend. Die Themen Vielfalt und Einzigartigkeit werden durch die bunten Zeichnungen und das ungewöhnliche, farbenfrohe Ich bin Ich dazwischen noch unterstrichen.

 

Das kleine Ich bin Ich Book Cover Das kleine Ich bin Ich
Mira Lobe
Jungbrunnen
2016 (3-Sprachige Ausgabe)
gebunden, 20 * 26 cm
51
Susi Weigel