Der König und das Meer
„ Das frage ich dich schon die ganze Zeit, sagte das Buch“
In „Der König und das Meer“ erzählen Wolf Erlbruch und Heinz Janisch 21 Kürzestgeschichten. Ein König begegnet dem Meer, einer Katze, dem Schatten, dem Regen, einem Baum, einem Eichhörnchen usw. und führt Gespräche. Das Buch beginnt meereslauschend und durch Begegnungen erlangt der König mehr und mehr Erkenntnisse. Am Ende wagt er den Sprung ins Blaue und schwimmt. Kronenlos und lachend.
Die kurzen, dialogischen Szenen hat Wolf Erlbruch mit seinem typischen Collagestil illustriert. Durch Buntstiftlinien verleiht er den Figuren Form und emotionalen Ausdruck.
Ich liebe die königlichen AugenBlicke und wie sie dem Text beinahe zuzwinkern. Die Gestaltung des Buches zeichnet sich durch Klarheit und Einfachheit aus, die viel Freiraum für uns Lesende lässt.
Der großflächig weiße Hintergrund wird nur bei der Geschichte „Der König und die Nacht“ unterbrochen. Hier färbt der König mit einer Kerze den Raum gelb. Interessant ist außerdem die Text-Bild Beziehung in „Der König und das Bild“, wo der gezeichnete Vogel das Bild verlässt.
Ich finde Janischs‘ und Erlbruchs‘ philosophische Kürzestgeschichten sowohl nachdenklich als auch leicht und ich mag den feinen, weitsichtigen Humor.
Dieses Buch ermöglicht uns in die Rolle eines Königs zu schlüpfen und so der Welt gekrönt zu begegnen. Es geht um Wille, um Macht und um deren Begrenztheit.
Und sicher geht es vielen Kindern wie dem Kind in mir, dass sie auch gerne Könige wären und an diesem literarisch- majestätischen Facettenreichtum Gefallen finden würden.
Sanssouci
2008