Konstantin im Wörterwald
Konstantin steht auf dem Papier. Und er geht. Schritt für Schritt für Wort für Wort.
Stefanie Harjes und Martin Heckmanns erzählen die Geschichte eines mutigen Jungen, der schreibend seine Sprache findet. Wir Lesenden gehen mit ihm durch den Wörterwald. Konstantin weiß nicht, wohin sein Weg führt. Er möchte das Mädchen im weißen Kleid suchen, dessen Lied ihn anzieht.
Harjes zeichnet buchstäbliche und poetische Bilder zwischen Heckmanns Worte, als würde sie Konstantins Lebenslinie aus der Schriftlinie ziehen. Heckmanns malt mit Klang. Er fühlt die Rhythmen der Sprache und lässt Flüsse lyrisch flüstern. Aus Wortstämmen wachsen Verzweigungen und es entsteht ein verdichteter Wald.
Dort treffen Konstantin und die Leser auf Figuren, die der Sprache Fragen stellen. So versteckt das Präfix un- ein Wesen:“ –Ich bin ein Untier. Ungeheuer unheimlich. Das sieht man doch. – Das Ungeheuer kannte bisher nur Menschen, denen es bei seinem Anblick vor Angst die Sprache verschlagen hatte. Es fühlte sich unbeschreiblich einzigartig – Hast du Angst?- “ (S 48)
Konstantin wird von einer Eintagsfliege begleitet und muss am w-losen „Achhund Infried“ vorbei in eine Höhle, deren Eingang nur für ihn gedacht ist. Im Licht sieht er das Mädchen O und erkennt sich in ihr.
Ein besonderes Buch! Ich mag die Haptik des rauen Papiers, das weiße Kleid und die Unsichtbarkeit von O .. und den weiten Blick, den die Eintagsfliege hinterlässt, wenn sie über das Sterben spricht.
Bei dieser phantasievollen und berührenden Geschichte wachsen Augen und Ohren.
Erzählendes Buch - reich bebildert
mixtvision
2014
75
Stefanie Harjes